Im 2. Jahrtausend v. Chr. hat der Mensch die Fähigkeit erlangt, aus Sand, Kalk und Asche Glas herzustellen. Mesopotamien und Ägypten gelten als Wiege dieses Handwerks. Die Römer brachten es dabei zu einer ersten Blüte. Sie verbreiteten die Glasmacherei in ihrem Reich rund um das Mittelmeer bis nach Gallien und ins Rheinland. Mit dem Untergang des Römischen Reiches geriet das Glashüttenwesen in Europa weitgehend in Vergessenheit und wurde erst im Mittelalter, mit Hilfe spärlicher Reste handwerklicher Kenntnisse und einiger weniger antiken Schriften wieder neu entdeckt.
War es bis in unsere Zeit ein Handwerk, dass sich über die Jahrtausende nicht wesentlich verändert hatte und dessen Produkte immer ein Ergebnis von Handarbeit waren, so befinden wir uns jetzt in einem technischen Wandel, der es möglich macht, selbst Gläser von komplizierten Formen maschinell, ohne Naht und in kürzester Zeit herzustellen.
Hüttenmeister Hans Lödel und einige seiner Kollegen gehören zu den ständig weniger werdenden Glasmachern in Deutschland, die alte, kaum noch praktizierte Techniken der Glasmacherkunst beherrschen, z. B. mehrfarbige Röhren mit dem Mund zu blasen und von Hand auf 20 Meter Länge zu ziehen, das Herstellen von Glasmurmeln mit der Märbelschere oder Stielgläser freihändig zu fertigen.
Den Glasmacher, der Gebrauchsgegenstände herstellt, ein Stück wie das andere, den wird es bald nicht mehr geben, denn das machen Maschinen schneller, billiger und sogar besser. Der Glasmacher aber, der sich in eine kunsthandwerkliche, künstlerische Richtung bewegt, Glas formen kann, für das man bereit ist, auch mehr zu bezahlen, der könnte Zukunft haben. |