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Es gibt Gegenden, in denen die Zeit anderen Gesetzen unterworfen scheint und Veränderungen, zumindest bis noch vor wenigen Jahren, nicht ganz so rasant und alles Alte niederreißend, vonstatten gingen.
Einige abgeschiedene Täler in den Alpen sind solche Plätze, trotz der Touristeninvasionen. Hier lassen sich noch Handwerke finden, denen man ansonsten nur noch in Büchern begegnen kann, das Handwerk des Webers zum Beispiel.
Den “Falterer Luis” kennen die Alten im Südtiroler Ultental alle, weil er noch immer auf die “Stör” geht, das heißt, hinauf zu den Bergbauern, um ihnen ihre Wolle und das Leinen zu wirken, eine Arbeit, die kaum einer noch beherrscht.
Einen Kettstrang aus 700 Fäden spannt er auf den Webstuhl, und über Tage, die er bei den Bauern wohnt, schießt er das Schiffchen zwischen den im ständigen Wechsel gekreuzten Fäden hindurch, bis alle das gesponnene Garn eines Jahres gewirkt ist. Über diese Zeit gehört er zur Familie, manchmal mehr gelitten, als erwünscht.
85 Jahre ist der Luis alt und noch immer besteht sein Leben vor allem aus Arbeit, aber diese jetzt wird seine letzte sein. Wenn es aber irgendwo ein Fest gibt und Musik nach seinem Geschmack, dann tanzt er und singt und das wird so bleiben, so lang ihn seine Beine tragen - sagt er. |